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Pop Verlag
Robert Serban

 
Rezensionen

Robert Serban: Heimkino, bei mir
 

Schreiben, ein Selbstporträt
Rolf Birkholz

Wenn ein Mann in einem Lokal "mit einer schönen Zigeunerin" flirtet, die mit drei handfesten, Schnurrbärte und breitkrempige Hüte tragenden, also leicht reizbaren Burschen am Nebentisch sitzt und heimlich seine Blicke erwidert, "und ich denke / dass ich mein Glas füllen / oder die Flasche an der Tischkante zerschlagen / und die drei hinaus bitten sollte", dann wähnt man sich fast in einem Gedicht von Wolf Wondratschek.
Aber Robert Serban kann das auch. Die gefährlich prickelnde Situation gestaltet der 1970 geborene rumänische Autor und Journalist in dem Gedicht "Ein Zeichen". Es ist in dem Band Heimkino, bei mir enthalten. Aber eben im Titelgedicht dieses Bandes lässt Serban aus dem Macho-Ballon auch ein bisschen Luft raus, indem er Männer sogar in Gegenwart von Frauen weinen lässt, wenigstens "bei Filmen über den Tod / über das Leben".
Über die Poesie, den Kampf, die Liebe, das Leben und die Freundschaft handeln die fünf Kapitel des Buches. Serbans Verse, übersetzt von Hellmut Seiler, sind so sachlich gehalten wie beobachtungsgesättigt. In "Die Geschwindigkeit die ich habe" heißt es zwar, in sich hineinzublicken "kommt mir so pathetisch vor / dass ich mich beeile die Augen zu öffnen". Doch glaubt das dichterische Ich auch an seinen Stern, "den ich gerade sehe / wie er fällt / lautlos".
Das Gedicht "Ein Selbstporträt" zeigt den betrachteten Autor betrachtend: "die Männer am Nebentisch / rauchen / trinken / und schauen mir zu wie ich schreibe // dann und wann / sprechen sie Wörter in einer Fremdsprache aus / aber ich kann mir denken über wen sie reden // wenn ich zeichnen könnte / fertigte ich ein Selbstporträt an / und gäbe es ihnen". Aber er kann ja schreiben.

 

Robert Serban: Heimkino, bei mir. Gedichte. Aus dem Rumänischen von Hellmut Seiler. 80 Seiten. Pop. Ludwigsburg 2009. € 14,50.